das ethnologische Blog an der Uni Leipzig

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Dienstag, 8. Dezember 2009

Wie berichtet eröffnete Frau Staatsministerin von Schorlemer den Kongress der Leipziger Uni, den die Wirtschaftswissenschaften ausrichteten. In ihrer Rede ging sie dabei nocheinmal auf die Frage der Wirtschaftlichkeit ein. Darüber hinaus fragte sie nach den Möglichkeiten der Unis sich zu ökonomisieren. Sie als Frau aus der Uni weiß dabei wohl auch, worum es in einer Universität geht und worum nicht. Das hatte ihr Nachredner, der Dekan der Wirtschaftswissenschaften schon viel weniger verstanden. Denn der wollte ja unbedingt Wissen scheiden in nützliches und relevantes Wissen und unnützes Wissen. Aber reden wir nicht von seinen geistigen Ausfällen, sondern viel mehr von dem, was sich an intressanten Stellungnahmen in der Rede der Staatsministerin findet.

So horchten gerade die Vertreter der kleinen Fächer auf, als sie sagte:

Qualitäts- und Leistungskriterien, Indikatoren und Benchmarks versprechen ökonomische Effizienz und mehr Wettbewerb. Die bisher geltende Grundannahme ist, dass „wissenschaftliche Existenz nur über ökonomisch rationales Handeln gesichert werden kann“, wie es Müller-Böling, der Leiter des Centrums für Hochschulentwicklung in seinem Konzept hochschulpolitischer Notwendigkeiten formulierte.

Aber: Gibt es nicht Bildungs- und Forschungsbereiche, die wir von Wettbewerb und Wirtschaftlichkeitserwägungen lösen müssen?

Gerade kleine oder auch hochspezialisierte Studiengänge sind von Unterfinanzierung bedroht, da sie kaum Geld von außen einwerben und deshalb unter ökonomischen Aspekten nicht „profitabel“ erscheinen.

Woher aber nehmen wir die Gewissheit, dass nicht gerade die kleineren und thematisch „exotischen“ Lehrstühle diejenigen sind, die wir zur Bewältigung komplexer Zukunftsaufgaben im 21. Jahrhundert in besonderem Maße benötigen werden?


Andere Bundesländer haben das schon seit Jahren verstanden. In München, Frankfurt, um nur zwei Orte zu nennen, wo die Ethnologie sehr gut vertreten wird, stehen kleine Fächer auf eine recht solider Grundlage.

Wenn man sich das auf der Zunge zergehen läßt, was Frau Schorlemmer da sagt, fragt man sich aber, warum in Sachsen die Ethnologie seit 19 Jahren mit einer Professur arbeiten muß, bei ähnlichen Studentenzahlen wie es andere Institute mit 7 bis 14 Professuren haben.

Diese Schieflage muß unbedingt beseitigt werden.

rede der staatsministerin (pdf, 111 KB)

Hier die vollständige Rede zum download!

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