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Sonntag, 6. Dezember 2009

Laut einem Exklusivbericht der taz soll sich in dieser Woche im Akkreditierungsrat, der obersten Zulassungsbehörde für Bachelorstudiengänge, in aller Eile dem Thema Studierbarkeit gewidmet werden. Schnell wollen sich die Herren aus Politik und Wirtschaft der Frage der Punkte und Prüfungsverteilung widmen, um so die gröbsten Fehler nachzujustieren. Das ist natürlich Wortlaut des internen Papiers des Akkreditierungsrates, das der taz vorab vorlag, aber es wurde stillschweigend so auch in den Ton des Artikels verwoben.

Dabei sollte eigentlich der Akkredierungsrat und dessen Legitimität in diesem Artikel an zentralster Stelle stehen. Hier wird einfach angenommen, dieser Rat hätte in Deutschland irgendeine Relevanz.

Das Instrumentarium "Akkreditierungsrat" wurde aus Amerika übernommen, da in diesem Land auch private Körperschaften Universitäten gründen können. Diese wiederum wollen und sollen öffentlich anerkannt werden. Deshalb brauchen sie solch ein Zertifikat, dass ihnen die Räte ausstellen.

In Deutschland jedoch ist Bildung zu 99 Prozent ein staatliches Gut. Hier macht der Staat die Lehrpläne, sichert sie ab durh Kommissionen auf allen Ebenen. Nun wurde eine weitere Ebene eingeführt, die des Akkreditierungsrates. Diesem Rat müssen die Universitäten viel Geld zahlen, um sich von ihm die Studierbarkeit ihrer Studiengänge bestätigen zu lassen.

Damit gibt die Universität stillschweigend ihre Autonomie in der Lehrgestaltung ab und muss auch noch Geld dafür bezahlen. So heisst es dann auch auf der Meinungsseite der gleichen Ausgabe:

Der staatlichen Universalisierung privater Firmenphilosophie ist es zu verdanken, dass die heutigen Unis nach dem Top-down-Prinzip strukturiert sind. Von oben nach unten läuft die Befehlskette mit der simplen Order, austauschbare Module zu Höchstleistungen anzutreiben. Das oberste Oben ist allerdings ein Außen, und dieses Externe ist der Hochschulrat. Dort sitzen in großer Zahl schließlich Wirtschaftsmanager, die ihre Präsidenten platzieren.

Will die Hochschule ihre Autonomie wiedererlangen, so braucht sie eigentlich nicht viel zu tun. Sie müßte nur ihre Zahlungen an den Akkreditierungsrat einstellen und aufhören, sich ihre Studiengänge von ohm bestimmen zu lassen.

Also meine Herre Rektoren, stoppt das sich langsam einschleichende System der politischen Unterwanderung Eurer Studiengänge. Eine Einflußnahme sollte nicht von oben nach unten stattfinden, sondern von unten nach oben. So versteht sich glaube ich die Demokratie.

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