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Freitag, 9. Januar 2009

Disclaimer: Es ist nun etwas mehr als ein Jahr her, da ist dieses Blog als Grenzkulturen Blog von einer Hand voll Ethnologen gegründet worden. Nun hat das Projekt frischen Wind bekommen, die Zukunft sieht wenn auch nicht rosig, so doch aber spannend aus...

Das sei der Grund auf dieser Seite wieder die Segel runterzulassen, den Anker zu hissen und aus der Bucht der Träume in das Meer der Debatten zu schwimmen. Volle Kraft voraus!

Vielleicht mit einem ersten Beitrag...


Kairos oder wieviel Glück braucht die Wirtschaft?

Was bedeutet Glück für den Erfolg? Dieser mit der jeweils gültigen Schicksalskonzeption zusammenhängende Faktor wurde in der griechischen Mythologie zur Götterfigur des Kairos verdichtet, einem nackten jungen Mann, der einen langen Haarzopf trägt. Packt man diesen in dem Moment, da er an einem vorbeizieht, ist das Glück einem hold.




Obwohl der Stellenwert des nicht kalkulierbaren Glücks in den einzelnen Wirtschaftsethiken variiert, wurde es selten Gegenstand vergleichender Forschung. Darüber hinaus scheinen gerade Grenzregionen für eine derart kairos-ökonomische Chancenwahrnehmung und -nutzung besonders ergiebig zu sein.


Glück ist in der Wissenschaft ein gebräuchlicher Begriff, in seiner semantischen Breite scheint er jedoch äußerst diffus. Von Anbeginn der Religionsgeschichte, der Philosophie sowie der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften stand die Glücksseligkeit (eudaimonia) im Fokus menschlichen Strebens und Verstehens, doch steht sie nicht im Zentrum , wenn wir von Glücksökonomie sprechen.

Vielmehr ist es die mit dem Glück verbundene Wirtschaftsethik bzw. Lebenskunst und die Suche nach dem ökonomischen Glück, die das Grundinteresse der hier auf dem Blog in Zukunft geposteten empirischen Untersuchungen sowie der Theoriebildung darstellt.

Nach der bisher noch nie geschriebenen aber oft in aller Munde seienden "Klassischen Wirtschaftstheorie" trennen sich die verschiedenen Wirtschaftssysteme vor allem in den Fragen zur Redistribution und Reinvestition der erwirtschafteten Vorräte. Für die Glücksökonomie sind diese aber von nachgeordneter Relevanz. Hier stehen vielmehr der „günstige Augenblick“ im Mittelpunkt, jenseits der Weberschen Paradigmas, nur eine Wirtschaft, die auf langfristiges Planen bedacht ist, sei Überlebensfähig.

Eine Glücksökonomie zu beschreiben, die auf dem günstigen Augenblick, dem Kairos basiert, bedeutet deswegen Neuland zu betreten. Anscheinend wurde das unregulierte Wirtschaften unter dem Einfluss von Kairos noch nicht als eine spezifische Wirtschaftsweise erkannt. Zwar gibt es Ökonomien, die jenseits des Paradigmas der langfristigen Planung agieren und eigene ökonomische Strategien gefunden haben, etwa die Lilienökonomie, die Tagelohnarbeit, Überlebensökonomien oder Prestige- bzw. Schauökonomien (wie z.B. cattle complex), doch wird in den Betrachtungen zu ihnen dem Kairos und seinem Einfluss keine große Beachtung geschenkt.

Nun wäre es verfrüht, hier abschließende Urteile zu präsentieren, was die Frage angeht, wieviel Glück eine Wirtschaftsstrategie vertragen könne. Einer Debatte darüber wäre damit auch die Grundlage genommen. Aber die Richtung der Beiträge dieser Blog-Kategorie Glückswirtschaft möge damit klar sein.

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